Güterwagen im Abendlicht auf dem Rangierbahnhof Maschen
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Die „Click & Ride“-App macht seit 2019 den Schienengüterverkehr noch mobiler: Mit ihr können Eisenbahnunternehmen Fahrpläne per App, Tablet oder Web-App einfach und unkompliziert buchen. Das trägt auch zu den Zielen des Deutschlandtakts bei.

Spontane Kundenwünsche? Kurzfristige Auftragsänderungen? Bis 2019 mussten noch alle Anfragen von Eisenbahnverkehrsunternehmen zum Gütertransport manuell von den Fahrplanern der DB Netz AG bearbeitet werden. Denn das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn AG koordiniert die Personen- und Güterverkehrszüge im deutschen Schienennetz. Diese händische Bearbeitung kann manchmal durchaus bis zu zwei Tage dauern. 

Den Güterverkehr per Schiene mit seinen Vorteilen – zum Beispiel hohe Planbarkeit, hohe Sicherheit und positive Ökobilanz – ebenso einfach zugänglich zu machen wie den Güterverkehr per LKW, ist eines der gemeinsamen Ziele des Bundesverkehrsministeriums und der DB Netz AG.

Heute können Eisenbahnverkehrsunternehmen nun kurzfristige Buchungen einfach und eigenständig vornehmen. Möglich macht die unkomplizierte Trassenbestellung die „Click & Ride“-App der DB Netz AG, die den Güterverkehrskunden automatisiert ein Fahrplanangebot konstruiert – und das in nur drei Minuten. Möglich wird die kurze Reaktionszeit durch moderne und weltweit führende mathematische Optimierungsmodelle. Dies führt zu einem besseren Kapazitätsmanagement im Schienenverkehr und einer effizienteren Nutzung der verfügbaren Schienenkapazität. Buchen können Kunden so 45 Minuten bis 48 Stunden im Voraus. Mit dem Fahrplanwechsel sogar sieben Tage im Voraus. Der Ansatz hierzu ist die Vermarktung der noch vorhandenen Kapazitäten für den sogenannten Gelegenheitsverkehr. Und das bringt Vorteile: 

Güterverkehr? „App“ auf die Schiene

„Für den Kunden löst ,Click & Ride‘ gleich mehrere Probleme“, erklärt Dr. Bettina Birkmeier, Leiterin von „neXt Lab“, das sich bei der DB Netz AG mit der Automatisierung des Fahrplans befasst. „Zum einen macht die App durch ihre intuitive Oberfläche die Eingabe für den Kunden sehr einfach. Zum anderen bekommt dieser schnell Rückmeldung und kann seinen Bestellvorgang somit auch schneller abschließen als vorher – das ist vor allem für kleinere Eisenbahnunternehmen von Vorteil. Denn deren Bestellungen werden zum Beispiel durch ihre Disposition ausgelöst, welche bei kleineren Firmen eben nicht rund um die Uhr besetzt ist. Wenn nun also der Kunde mitten in der Nacht eine Trasse bestellen muss, dann kann dieser das eigenständig über die App machen und muss keine Bereitschaft aus dem Bett klingeln.“ 

Die App habe außerdem auch Vorteile für die Fahrplaner der DB Netz AG – diese würden entlastet durch das Wegfallen der Standardanfragen und kurzfristigen Buchungen. Auf diese Weise hätten die Kolleginnen und Kollegen mehr Zeit für Spezialanfragen, welche sich besser und angenehmer im persönlichen Kontakt via Telefon klären ließen. 

Und welche Vorteile bringt der Deutschlandtakt für das „Click & Ride“-Konzept und damit für den Gelegenheits- und Schienengüterverkehr? 

Eine Herausforderung im Schienengüterverkehr ist, dass dieser nicht so frühzeitig geplant werden kann wie der Personenverkehr. Der Schienengüterverkehr muss hauptsächlich kurzfristig fahren. Dabei kann es – je nachdem wohin der Kunde fahren möchte – zu Engpässen kommen:

„Es ist schon eine gewisse Herausforderung, kurzfristig Strecken anzubieten, weil der geplante Verkehr natürlich die festen Trassenzusagen bereits hat – da ist das Netz einfach schon zu einem gewissen Grade ausgelastet. Die kurzfristigen Verkehre müssen in die Lücken geplant werden, die noch da sind“, erklärt Birkmeier. „Wenn der Deutschlandtakt nun mehr Trassen zur Buchung anbietet, macht das die Planung leichter. Das ist also definitiv eine Hilfe für den gesamten Fahrplanungsprozess.“

Weiter ergänzt Birkmeier: „Ich denke außerdem, dass sich auch die Transportzeit im Schienengüterverkehr durch den Deutschlandtakt verringern wird. Denn wenn sich die Kapazität auf der Schiene erhöht, können auch mehr Trassen gefunden werden, die kürzer und dadurch schneller sind.“

Zudem leiste das „Click & Ride“-Konzept auch etwas für die schrittweise Umsetzung der Ziele des Deutschlandtakts: Freie Kapazitäten für den Gelegenheits- bzw. Schienengüterverkehr können schneller und besser identifiziert werden. Sofern Systemtrassen im Fahrplan des Deutschlandtakts vorgesehen sind, wird die Buchung von Trassen durch „Click & Ride“ noch einfacher und flexibler.

Ziel des Deutschlandtakts im Schienengüterverkehr ist es nämlich, den Marktanteil der Schiene durch einen passgenauen Infrastrukturausbau deutlich zu steigern. Aktuell liegt der Marktanteil bei rund 18 Prozent. Die Systematisierung des Fahrplans durch den Deutschlandtakt mit seinen optimal aufeinander abgestimmten Verkehren leistet durch eine effizientere Nutzung der Netzkapazität einen wesentlichen Beitrag für dieses Ziel. Perspektivisch können über das „Click & Ride“-Prinzip nicht nur Restkapazitäten, sondern auch attraktive Systemtrassen im Sinne des Deutschlandtakts für den Gelegenheits- bzw. Schienengüterverkehr vermarktet werden.

Davon würde dann laut Birkmeier wiederum die „Click & Ride“-App profitieren: „Wenn der Deutschlandtakt die Nachfrage nach Schienengüterverkehr und damit mehr Trassen stärkt, dann werden wir sicherlich auch noch mehr Bestellungen über die App bekommen.“ 

Das Bundesverkehrsministerium hat mit Mitteln des Zukunftsinvestitionsprogramms in Höhe von 75 Millionen Euro die Entwicklung des „Click & Ride“-Prinzips mit den dahinterliegenden mathematischen Verfahren gefördert. Dadurch konnte eine wichtige Zukunftstechnologie für das Kapazitätsmanagement im Schienenverkehr entwickelt und zur Praxisreife geführt werden – und kommt jetzt der gesamten Branche zugute. 

Und auch der Bund hat durch die für „Click & Ride“ entwickelten Algorithmen erhebliche Vorteile: Die Kapazität der vom Bund finanzierten Netzausbauten können optimal genutzt werden. Außerdem kann der Bund bei der Infrastrukturplanung durch das System viel gezielter Engpässe ermitteln und Ausbaumaßnahmen entwickeln.

Fotos: DB Netz AG