Mitten im Zentrum: Der Deutschlandtakt macht einen weiteren Knotenpunkt des Schienenverkehrs leistungsfähiger. In Erfurt sorgen neue Überwerfungsbauwerke für noch mehr Anschlüsse im Nah- und Fernverkehr.
Mit seinen vielen Verbindungen zählt der Erfurter Hauptbahnhof zu den wichtigsten Drehkreuzen im deutschen Schienenverkehr. Täglich nutzen rund 46.000 Reisende und Besuchende den Halt. Damit ist es die Station mit dem stärksten Aufkommen an Reisenden in Thüringen. Künftig sollen es noch mehr werden, denn mit dem Ausbau des Knotens werden deutlich mehr Kapazitäten geschaffen. Damit löst der Deutschlandtakt hier bestehende Engpässe im Nah- und Fernverkehr auf.
Was entsteht am Knoten Erfurt?
Im Erfurter Hauptbahnhof sind Überwerfungsbauwerke im Ost- und Westkopf vorgesehen. Diese wurden aus dem Zielfahrplan Deutschlandtakt abgeleitet. Überwerfungsbauwerke sind Brücken oder Tunnel, die es ermöglichen, dass es auf zwei kreuzenden Verkehrswegen durch die Führung auf verschiedenen Ebenen nicht zu Konflikten kommt und Züge somit parallel fahren können. Des Weiteren sollen zusätzliche Weichen verlegt werden.
Welche Verbesserung bringt das Projekt …
… für Reisende im Nah- und Fernverkehr?
Der Knoten Erfurt soll das Angebot in Ostdeutschland zur vollen und halben Stunde strukturieren. Das heißt, alle 30 Minuten fahren Fernzüge nach München, Leipzig oder der Strecke Frankfurt–Erfurt-Berlin ein. Regionale Knoten wie Halle (00/30), Leipzig (15/45) oder Dresden (30) werden in die Fahrpläne optimal eingebunden.
Kurze Haltezeiten und zahlreiche Umsteigemöglichkeiten: Durch den Einbau von neuer Technik, wie zum Beispiel zusätzlicher Weichen, wird insbesondere der Fernverkehr flexibler und zuverlässiger. In Verbindung mit weiteren Maßnahmen Richtung Nürnberg verkürzt sich die Reisezeit: Im Rahmen des Deutschlandtakts sind Fahrgäste zwischen Nürnberg und Erfurt bis zu 15 Minuten schneller am Ziel, auch weil auf der Strecke eine höhere Geschwindigkeit erreicht wird. Für Reisende im Nah- und Fernverkehr gibt es darüber hinaus bessere Anschlussverbindungen.
… für den Schienengüterverkehr?
Durch die Kapazitätssteigerung ist auch zukünftig eine leistungsfähige Infrastruktur für den Schienengüterverkehr im Knoten Erfurt gegeben. Dabei wird die Anbindung des Güterterminals für Kombinierten Verkehr (KV-Terminal) Erfurt-Vieselbach berücksichtigt, um künftig mehr Güter auf der Schiene zu transportieren.
Was kosten die Maßnahmen?
Für die Überwerfungsbauwerke in beiden Bahnhofsköpfen werden bewertungsrelevante Kosten in Höhe von über 174 Millionen Euro im Gutachterbericht zum Deutschlandtakt angegeben.
Wie geht es weiter?
Die Ausbauten sind eine zentrale Maßnahme des Deutschlandtakts auf der Nord-Süd- und Ost-West-Verbindung. Für die Planung hat die DB InfraGO AG eine Machbarkeitsstudie sowie mehrere Entwürfe für die Überwerfungsbauwerke erstellt.
Für den weiteren Ausbau des Eisenbahnknotens Erfurt hat die DB InfraGO AG kürzlich den Vertreterinnen und Vertretern des Landes sowie weiteren politischen Akteuren die aktuellen Entwürfe der Ausbauprojekte vorgestellt. Die Planerinnen und Planer haben mehrere Varianten entwickelt. Die ersten beiden Entwürfe auf der sogenannten „Westseite“, also westlich von Erfurt, zeigen eine Kurve, die die Strecken Nürnberg-Erfurt und Eisenach-Erfurt bei Molsdorf verbindet.Um mehr Kapazität auf der Schiene zu schaffen, sehen die weiteren Modelle eine Brücke zwischen Erfurt-Bischleben und Hochheim vor. Hierzu wurden vier Varianten erarbeitet und vorgestellt.
Alle Entwürfe auf der „Westseite“ unterscheiden sich in Länge, Lage und in der Geschwindigkeit, mit der die Züge die Verbindungskurve beziehungsweise die Brücke passieren können. Teilweise sind die Gleise für Geschwindigkeiten von 160 km/h, teilweise sogar für 200 km/h ausgelegt.
Auch für die Erfurter „Ostseite“ hat man Modelle für eine zweite Brücke entwickelt. Hier haben die Planerinnen und Planer der DB zwei verschiedene Standorte untersucht. Die erste Variante sieht eine Brücke am Güterbahnhof vor, die zweite in Azmannsdorf. Auch hier gibt es Unterschiede in der Länge, der Geschwindigkeit und der Anordnung der Gleise, z.B. wie viele in Tief- oder Hochlage verlegt werden.
Die Expertinnen und Experten prüfen nun alle Modelle auf ihre Umwelt- und Raumverträglichkeit - auch im Zusammenhang mit den verkehrlichen Zielen des Bundes. Darüber hinaus werden im Rahmen des ausführlichen Planungsprozesses gegebenenfalls erforderliche Maßnahmen, wie zum Beispiel Schall- und Erschütterungsschutz zum Schutz der Anwohnenden berücksichtigt.
Eine Entscheidung, welche Variante für den Ausbau des Knotens Erfurt umgesetzt wird, soll in der zweiten Jahreshälfte fallen.
Das Projekt im Überblick
Bis 2024
Abschluss der Grundlagenermittlung
Bis Ende 2024
Entscheidung über Ausbauvariante
Bis 2027
Vorplanung
2028
Entwurfsplanung mit anschließender Genehmigungsplanung